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Wir trauern um unseren Freund, Mitstreiter und Vorstandskollegen Iver Ohm

Am 20. Juli ist Iver überraschend verstorben. Wir sind fassungslos und traurig.

Iver kam 2020 in den Vorstand des ISM. Für uns ist unvorstellbar, wie es ohne ihn, sein Lachen, seine warmherzige und zugewandte Art und seine wachen Gedanken sein wird. 
Wir werden den herzlichen, solidarischen und stets kritisch hinterfragenden Menschen so sehr vermissen. Er wird uns fehlen und weil dies so sein wird, werden wir ihn nicht vergessen. 

Iver ging es darum, GEMEINSAM im Denken und Handeln voranzukommen und einen Schritt weiterzugehen, selbst wenn man dachte: Jetzt geht es gerade keinen Schritt weiter. Ob in der Analyse der gesellschaftlichen Entwicklungen, bei der Formulierung von neuen Positionen oder der Weiterentwicklung des ISM als wichtigem Crossover-Raum: Ivers Beiträge waren wichtig, klug, bereichernd und solidarisch.
 
Seine Motivation, sich zusätzlich zu seinem vielfältigen stadt- und kulturpolitischen Engagement in das ISM einzubringen, lag auch in seiner antifaschistischen Grundhaltung begründet. Der Aufstieg und die immer fortschreitende gesellschaftliche und parlamentarische Etablierung der AfD, die stete Normalisierung rechter Positionen, die fortwährenden Tabubrüche waren für ihn Beweggrund, sich nach vielen Jahren der politischen Arbeit in außerparlamentarischen zivilgesellschaftlichen und kulturpolitischen Initiativen auch der Ebene der Institutionen und Parteipolitik zuzuwenden. Im ISM fand er dafür einen guten Crossover-Raum, neue Mitstreiter:innen und Freund:innen. Was er tat, hat er mit mitreißendem Verve und großer Ausdauer getan. Mitunter auch mitten in der Nacht, oft in langen intensiven Begegnungen – egal wie fordernd, immer mit der Begeisterung für den Gegenstand und seine Gegenüber. Wir werden seinen Witz und hintergründigen Humor, in den er eigene Zweifel und Bedrückungen packen konnte, vermissen, seine Nachfragen in Momenten, in denen man dachte: Ok, das genügt jetzt und ist soweit fertig. 
 
Was Iver umtrieb, war die Frage: Wie können linke Ideen und soziale Bewegungen im institutionellen politischen Terrain angesichts des Erstarkens der Neuen Rechte macht- und handlungsfähiger werden? Wie kann gesamtgesellschaftliche Transformation gedacht werden? Wie kann sie lokal - munizipalistisch vorangetrieben werden, woher holen wir uns Impulse und wer sollte an der Diskussion und am Prozess beteiligt werden? In Zeiten des gesellschaftlichen Wandels müssen neue Schnittstellen und Formen der Demokratie erdacht und praktisch erprobt werden. Das war seine Haltung, dafür hat er gekämpft. Und dafür müssen wir, so sein steter Impuls, die Auseinandersetzung über das Verhältnis von Zivilgesellschaft, Bewegungen, politischen Institutionen, Parteien und Regierungen vertiefen und praktische Prozesse entwickeln. Iver befasste sich mit diesen Fragestellungen beispielsweise im Initiativenforum Stadtpolitik in Berlin, wo er sich engagierte.
 
Er hat unermüdlich Menschen aus unterschiedlichen politischen Spektren und Szenen zusammengebracht, um sie miteinander zu verbinden, gemeinsam zu diskutieren und an linken Ideen zu arbeiten. Iver lebte das Konzept der Vielen und sein Herz war offen! Trotz der herausfordernden gesellschaftlichen Entwicklungen hatte er Freude an der politischen Arbeit, am Zusammenkommen und gemeinsamen Feiern. Ihm haben wir die bisher wohl einzige ISM-Sauna zu verdanken. Schwitzen und denken, darauf musste man erst einmal kommen.
 
Wir erinnern uns gerne an die zahlreichen, für einige von uns wöchentlichen, Zusammenkünfte mit Iver, in denen wir gemeinsam diskutiert und Veranstaltungen organisiert haben, wie beispielsweise zu rechten Protesten in der Covid-19-Pandemie, zum elfjährigen ISM-Jubiläum und zum Verhältnis von Bewegung, Macht und Politik. Wir erinnern uns an gemeinsame Schreibprozesse für Positionspapiere und Statements, in denen wir oft miteinander um jede Formulierung gerungen haben. Noch vor wenigen Wochen trafen wir uns zwei Tage für einen Denk- und Reflexionsraum in Frankfurt/M. und konnten Iver als lebendigen Denker und ja auch als Zweifler, als warmherzigen und den Menschen zugewandten Freund erleben. 

Vieles wäre ohne ihn nicht möglich gewesen. Vieles war möglich mit ihm.
 
Wir sind dankbar und froh über die gemeinsame Zeit und darüber, dass das ISM in den vergangenen Jahren zu einem politischen Zuhause von Iver geworden ist.
 
Wir teilen die Trauer um ihn mit vielen und vermissen ihn schmerzlich.
 
Unsere Gedanken und unsere Anteilnahme sind bei seiner Lebensgefährtin, Wenke, seiner Familie und seinen Freund:innen.
 
Danke Iver! Wenn wir das nächste Mal zusammenkommen, werden wir im Stillen denken: Iver? Presente!
 
Deine Kolleg:innen, Mitstreiter:innen und Freund:innen aus dem ISM