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Konfliktlinien und Einstiegs-Projekte in der sozial-ökologischen Transformation

Eine Handreichung zur (Post-)Wachstumsdebatte

Es gibt ein breit geteiltes Verständnis davon, dass das Wirtschaftssystem nachhaltiger gestaltet werden muss, um den Gefahren der Klimakrise zu begegnen. Gleichzeitig gibt es Uneinigkeit darüber, ob eine Schrumpfung der Wirtschaft beziehungsweise eine Wirtschaft ohne weiteres Wachstum nötig und möglich ist. Progressive Akteure, wie zum Beispiel Gewerkschaften, stellen sich die Frage, wie mit den Forderungen nach Degrowth strategisch umgegangen werden soll, wenn sie bei großen Teilen der Bevölkerung Ängste vor sozialem Abstieg und Jobverlust schüren. Nach spannenden und kontroversen Diskussionen im Vorstand zu dieser Konfliktlinie in der gesellschaftlichen Linken möchten wir die Erkenntnisse unserer solidarischen Crossover-Diskussion teilen. 

In der Transit Talk Folge #21 sprechen Vorstandsmitglieder Nina Treu und Svenja Apuhn (Grüne Jugend) und Kuratoriumssprecherin Katrin Mohr (IG Metall) über diese Konfliktlinien und Einstiegs-Projekte, mit denen wir Spaltungen überwinden und Mehrheiten gewinnen können. 

Im Folgenden präsentieren wir außerdem einige Materialien, die diese Debatten aufgreifen und versuchen konstruktiv zu lösen. Wir stellen sie als Handreichung für Menschen, die sich für die sozial-ökologische Transformation einsetzen und dabei politisch strategisch agieren möchten, zur Verfügung. 

Die Debatte: Analyse der beiden Positionen Green Growth und Degrowth

Die Grundsatzfrage: Ist Degrowth nötig?

Unter Vertreter:innen der Green Growth-Position gibt es hoffnungsvolle Verweise auf erfolgreiche Versuche das Bruttoinlandsprodukt von Umweltschäden zu entkoppeln und die Potenziale technischer Innovation. Außerdem gibt es Bedenken zu den Nebenwirkungen von fehlendem Wachstum, wie höhere Arbeitslosigkeit und daraus resultierende soziale und politische Verwerfung.

Stimmen aus dem gewerkschaftlichen Spektrum: 

Wissenschaftliche Perspektiven: 

Andere stellen die Frage, ob marktwirtschaftliche Maßnahmen ausreichen, um wirklich innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben. Wichtige wissenschaftliche Studien untersuchen, inwiefern Entkopplung ein ausreichender Mechanismus für eine nachhaltige Wirtschaft ist. 

Die Strategiefrage: Wie weiter in Zeiten von wirtschaftlicher Verunsicherung? 

Trotz der wissenschaftlichen Klarheit über die Notwendigkeit, dass wirtschaftliches Wachstum in Frage gestellt werden muss, um eine nachhaltige Wirtschaft möglich zu machen, ist Degrowth für viele Progressive keine attraktive Aussicht. Die Bedenken beziehen sich besonders darauf, dass es reale wirtschaftliche Verunsicherungen gibt, die bei vielen Menschen große Abstiegsängste hervorrufen. Diese Verunsicherung nutzen populistische und extrem-rechte Kräfte und bringen so die Demokratie in Gefahr. 

  • Marcel Fratzscher beschreibt im März 2024 sein Verständnis von einem Kapitalismus in dem Wachstum weniger wichtig und eine Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften möglich ist. Statt der „Abschaffung des Kapitalismus“ spricht er sich für eine „Reform der Demokratie als politisches System“ aus.  

  • Der Sachverständigen Rat für Umweltfragen nahm die Frage nach der Umsetzungsperspektive in seinem Diskussionspapier Suffizienz als Strategie des Genug“: Eine Einladung zur Diskussion im März 2024 auf. Das Papier zeigt auf warum Suffizienzstrategien zur Lösung von Umweltproblemen notwendig sind und gleichzeitig zu einem „neuen Verständnis von Lebensqualität, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit“ beitragen können. 

Der Ausweg

Im Kontext dieser Debatten stellt sich die Frage: Wie können wir innerhalb unserer planetaren Grenzen wirtschaften und gleichzeitig eine positive Zukunftsvision entwickeln? Unser Vorschlag ist es sich auf politische Einstiegs-Projekte zu konzentrieren, die einen unmittelbaren Einfluss, sowohl auf Ressourceneinsparungen, als auch auf die Lebensqualität der Vielen haben. Sie haben das Potenzial den Weg zu ebnen hin zu einer Gesellschaft, die weniger durch Kapitalinteressen erpressbar und sowohl sozial als auch ökologisch ist.